Peter Pilz, Hexenjäger

Bei der grünen Inquisition gibt es keine Unschuldsvermutung *

Peter Pilz wurde schon oft als Großinquisitor erlebt — meistens allerdings von korrupten Politikern und ihren Verbündeten aus dem Kapital. Pilz hat sich seinen Ruf als „Aufdecker der Nation“ in Nachfolge von Alfred Worm hart erarbeitet. Er wühlte sich durch Akten und Hinweise und fand die interessantesten politischen und ökonomischen Verbindungen.

Nur: Irgendwann gewöhnt man sich an diesen Status des Anklägers und auch Richters, der sich über den Korruptionssumpf erhebt und die Flüsse von Geldern und Gefälligkeiten anprangert. Das kann leicht dazu führen, daß man diesen Status auch in anderen Zusammenhängen für sich beansprucht. Dann wird man aber wirklich zum Großinquisitor — vor allem, wenn man die selben Prinzipien, die man auf gesinnungslose Korruption anwendet, auf Gesinnung überträgt. Bei Peter Pilz dürfte genau das passiert sein, sofern man sein jetziges Verhalten dafür als Indiz nehmen will.

Er distanzierte sich nun in aller Schärfe von Mitgliedern der Grünen, die Gewalt befürworten, und sagt zu ihnen „Adieu!“ Aber worum geht es? Es geht um ein paar zweckentfremdete Mistkübeln und eingeschlagene Scheiben. Diejenigen, die da am Werk waren mit diesen gar greulichen Gewalttaten, stehen nun behauptetermaßen in Verbindung mit dem NoWKR-Bündnis. Und dieses Bündnis steht in Verbindung mit den Junggrünen. Da jetzt die Scheibeneinschläger ganz böse Gewalttäter sind, sind natürlich auch ihre Unterstützer böse und somit auch die Unterstützer der Unterstützer böse.

Das ist eine Methode, wie wir sie von der hl. Inquisition kennen und wie sie unter Stalin als „Amalgamierung“ bekannt war: Wer auch nur irgendwie an jemanden anstreift, der allgemein als böse gebrandmarkt worden ist — oder an jemanden anstreift, der an einem Bösen angestreift hat — der ist selbst böse. Nicht einmal ein ordentlicher Prozeß mit Verteidigungsmöglichkeit findet statt. Empörung reicht als Beweis aus, die Anklage ist das Urteil. Dazu paßt, daß die anderen Parteigläubigen, auch wenn sie dem gegenüber kritisch wären, nichts dazu sagen wollen. Das müsse man intern klären, heißt es dann auf Nachfrage. Anklage und Urteil bleiben somit in der Öffentlichkeit unwidersprochen und man kann zur Exekution übergehen. Der große Richter kann sich indes in der moralischen Überlegenheit sonnen — denn wer sich zum Richter aufschwingt, stellt natürlich auch klar, daß es unmöglich sei, daß er selbst jemals der Beschuldigte sein könne. Er kann sich freuen über die Veröffentlichung seiner Bannbulle in der Presse.

Ja, glücklicherweise werden hier und heute keine Hexen mehr verbrannt. Auch die Beseitigung von Dissidenten per Genickschuß ist unüblich geworden. Aber der politische Effekt des öffentlichen Widerrufs und desr Bekennensung der Schuld, wie sie von den Junggrünen erzwungen worden ist, ist sehr wohl vergleichbar mit den Methoden der hl. Inquisition.

Bei Pürstl die gleiche Methode

Interessanterweise wendet Pilz, auch um klar zu machen, daß er eben als Richter über alle fungiert und nicht nur in einer Richtung aktiv wird, die gleiche Methode auch im Falle des Wiener Polizeipräsidenten an. Nicht, daß dieser ein seltsames Verständnis seines Jobs hat, bei dem ihm Versammlungsrecht, Datenschutz und das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Person eher von minderer Bedeutung zu sein scheinen, ist das Skandalon, sondern daß er als junger Mann einmal bei einer seltsamen Burschenschaft war. Klar, wollte man ein Amtsverständnis wie das Pürstls brandmarken, wäre fast die gesamte Wiener Polizeiführung anzuklagen. Also macht Pilz seine Anklage an einer lächerlichen Kurzmitgliedschaft in einer tatsächlich ekligen Mittelschüler-Burschenschaft fest. Pürstl wird weniger für seine jetzige tatsächliche Gesinnung kritisiert, sondern dafür, daß er eben einmal vor Urzeiten an jemandem angestreift hat, dessen Gesinnung verdammenswert ist.

Auch wenn die Kritik an Pürstl weitaus mehr Berechtigung besitzt und natürlcich auch viel weniger Folgen für den Kritisierten haben wird, so ist dieses Vorgehen Pilzens doch die gleiche Methode wie bei der Verdammung der Grünen Jugend. Peter Pilz war selbst einmal Trotzkist und sollte daher eigentlich wissen, wie schändlich diese Praxis der Amalgamierung ist.

Lieber Peter Pilz, jage weiter korrupte Beamte, Kapitalisten und Politikerkollegen, aber hör auf, Ketzer zu verurteilen; auch wenn du dann hin und wieder auf eine Schlagzeile verzichten mußt!

Bernhard Redl

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