[Erschienen in akin 3/42.Jg., 4.2.2015, unter dem Titel „Braun ist geil“]
Wir haben einen Integrationsminister, der der Meinung ist, Schulstrafen wären eine gute Idee und man könne die „Integrationsunwilligen“ putzen schicken. In der Steiermark gibt es einen Landeshauptmann, der ähnliche Ideen hat und sein burgenländischer Amtskollege applaudiert. Ebenso argumentiert der OÖ-Landesschulratspräsident und der Grazer Bürgermeister will Heizkostenzuschuß und Zugang zu Gemeindewohnungen von einer Integrationsprüfung abhängig machen.
Wir haben einen Sozialminister, der der Meinung ist, er tue den Arbeitsunfähigen etwas Gutes, wenn man sie zu ihrem Glück, der „Rehabilitation“, zwinge und ihnen keine Invalidenrente gewähre.
Wir haben eine Innenministerin, die bei jeder Gelegenheit mehr Geld für Polizeiausrüstung, mehr Rechte für die Polizei und schärfere Gesetze gegen alle, die ihr nicht in den Kram passen, fordert – und das zumeist auch bekommt. Und wir haben einen Verteidigungsminister, der ihr dabei gerne behilflich ist.
Wir haben einen Vizekanzler, der ist gleichzeitig für Wirtschaft und Wissenschaft zuständig. Und wir haben einen Bundeskanzler, der in Sonntagsreden gerne von Vermögenssteuern spricht, aber nicht das Geringste tut, um sie auch durchzusetzen.
Diese Figuren sind allesamt von SPÖ und ÖVP. Und die Linke demonstriert gegen einen FPÖ-Ball – gegen einen Ball, der erst dadurch zum Politikum geworden ist, daß gegen ihn demonstriert worden ist (jahrzehntelang hat sich dafür ja niemand interessiert). Nur weil da ein paar Leute dabei sind, die bisweilen in Reminiszenzen an eine für sie gute, alte Zeit schwelgen? Da könnte man auch gleich gegen den „Kaiserball“ demonstrieren, der einen Tag später stattgefunden hat – die sind genauso republikfeindlich. Aber nein, schwarz-gelb ist nicht geil, das macht keinen Spaß, dagegen zu demonstrieren.
Aber die wirklichen schlimmen Figuren, die tanzen am Opernball. Und im Gegensatz zum Akademikerball, der für weite Kreisen der Bevölkerung einen Houtgout hat, wird der Opernball stundenlang im Fernsehen übertragen. Da darf man sich ansehen, wie die Clique aus Regierungspolitikern und Kapitalherren feiert – sprich: nicht nur der Champagner fließt dort in Strömen, sondern auch der Kakao, durch den man uns zieht. Und tatsächlich, ein nicht unerheblicher Teil der Leute, die sich nie einen Operballbesuch leisten könnten, sieht sich das im Fernsehen an und trinkt mit Freuden von diesem Kakao als wäre es Nektar direkt vom Olymp!
Ich sehe das einfach nicht ein: Es wird demonstriert gegen eine Veranstaltung von ein paar seltsamen Figuren, denen es Spaß macht, sich gegenseitig das Gesicht zu zerschlitzen und deren Ansichten nicht stubenrein sind – doch die politische Bedeutung dieser Veranstaltung liegt lediglich darin, daß dagegen protestiert wird.
Und diese Ansichten sind nicht so weit weg von den Ansichten der Regierenden und ihren Profiteuren aus dem Geldadel – nur, daß die Honoratioren am Opernball halt tunlichst darauf achten, nicht in den Verdacht der NS-Nostalgie zu geraten; sprich: daß sie lediglich nicht so blöd sind wie die Burschenschafter.
Aber die Linke rennt der FPÖ hinterher und macht damit auch noch Werbung für sie, anstatt gegen die wirklichen Herren zu demonstrieren. Und selbst wenn die FPÖ mit der NSDAP vergleichbar wäre, dann wären die Gäste am Opernball vergleichbar mit Krupp und Thyssen, mit Hugenberg, Noske und Hindenburg und mit Dollfuß und Fey.
Danke, nein, ich war auch heuer nicht bei den Demos gegen den FPÖ-Ball. Ich möchte lieber gegen den Schmied demonstrieren statt gegen den Schmiedl.
Bernhard Redl
Wow, bei Ihnen trauen sich die Großkoperten noch sich so ungeniert zusammenzurotten – dann sieht man sie wenigstens. Nördlich der Alpen, oder gar des Weißwurstäquators, sieht man nur eine Prolloper die sich montags in Großstädten trifft um zu stänkern.
Andererseits – haben wir nicht schon vor zwanzig, dreißig, vierzig Jahren dagegen geredet, geschrieben…
Ab einem gewissen Alter nimmt man sowas nur noch meditativ: Nicht Reagieren heißt auch: solche Ereignisse als SPAM betrachten, als nicht für einen gemeint.
Gruß aus dem Flachland 😉