Filmkritik: Das ist nicht Sparta!

Mario Czerny war für uns im Kino. Er ist von „Burn the Greek!“ eher entäuscht. Der Oskar für Jean-Claude Juncker geht für unseren Rezensenten allerdings in Ordnung.

(Audiofassung https://cba.fro.at/280819)

“Burn the Greek!” ist ein mittelmäßiger Actionreißer deutsch-griechischer Produktion, ein Finanzkrimi mit durchaus ambitioniertem Plot, aber mit nur mittelmäßigen Darstellern. Zugegeben: Jean-Claude Juncker — der ja kürzlich auch einen “Schandfleck” für seinen Hauptrolle im Epos “Insel aus Gold” (OT: “The Letzebuerg-Papers”) einstreifen konnte — hat seinen Oscar für die beste Nebenrolle sicher verdient. Die Darstellung des zwielichtigen Vermittlers, der am Schluß als der Versager dasteht, war schon großartig. Generell hatte der Film trotz vieler Längen und einer Tendenz zur Schmiere auch seine wirklich starken Passagen. Das Shoot-Out zwischen Jannis Varoufakis, der den griechischen Finanzminister gab, und Jeroen Dijsselbloem als Chef der Eurogruppe war nicht von schlechten Eltern. “You just killed the troika” hat das Zeug zu einer klassischen Tagline, quasi als Antithese zum “Beginn einer wunderbaren Freundschaft” aus “Casablanca”.

Der wie so üblich etwas dröge deutsche Verleihtitel “Queimada II – Jetzt wird abgerechnet” ist insofern passend, als daß es sich bei diesem Film um ein Sequel oder besser ein in das 21.Jahrhundert versetztes Remake des Klassikers “Burn!” (deutscher Titel: “Queimada – Insel des Schreckens”) handelt. In dieser Vorlage läßt ja ein Kolonialdiplomat oder besser -agent eine ganze Insel abbrennen, nur um ein Beispiel zu setzen, um anderswo Aufstände zu vermeiden. “Burn the Greek!” muß da etwas abstinken, denn Dijsselbloem ist nunmal kein Marlon Brando.

Der Schluß des Remakes mit Überlänge weicht deutlich ab vom Original und ist etwas gewagt, da er die Sehgewohnheiten des Kinopublikums nicht bedient. Aber schließlich ist das ja kein dänischer Experimentalfilm eines Lars von Trier, sondern ein Blockbuster und insofern ist das Ende doch auch für meinen Geschmack etwas enttäuschend. Daß der Bösewicht und der Rebell nach dem Treffen auf der Main Street beide stehen bleiben und sich auch beide zu Siegern erklären, ist — gelinde gesagt — etwas mau. Das High Noon in Brüssel mit einem derartigen Spannungsaufbau hätte sich dann doch etwas mehr Blut verdient.

Poltergeist versus bizarres Duo

Auch die Darstellung des Schurken durch Wolfgang Schäuble war etwas zu sehr polternd und wenig diabolisch-hintergründig, wie das vielleicht von der Regie gedacht war. Mehr Donald Sutherland und weniger Walter Matthau wäre da angesagt gewesen. Der alte Haudegen Schäuble sollte sich wohl langsam von seiner angestammten Rolle als harter Staatsmann verabschieden und ins komische Fach wechseln — er gäbe sicher einen würdigen Louis de Funes des 21.Jahrhunderts ab.

Was die andere Seite angeht, so meinte Roman Rafreider in seiner Filmkritik in der ZiB24 Yanis Varoufakis und Alexis Tsipras würden ein “bizarres Duo” geben, das sich da “in Lederjacke und offenem Hemd” mit den Mächtigen anlege. Nun, aber gerade diese beiden Jung-Stars brachten die Massen ins Kino. Sicher, ein Tom Cruise hätte vielleicht mehr aus der Rolle der griechischen Ministerpräsidenten gemacht — gewisse Parallelen zu “Mission Impossible” ebenso wie zu “Die Firma” sind ja mit dem aktuellen Streifen gegeben.

Doch Varoufakis gibt sicher einen mindestens so guten Großstadt-Cowboy ab wie Bruce Willis in “Die Hard” — auch wenn er etwas zum Outrieren neigt, aber das ist bei Willis ja auch nicht anders. Alles in allem eine solide, wenn auch nicht überragende Leistung.

Enttäuschend hingegen Angela Merkel, von ihr hatte man sich sicher mehr erwartet. Ihre Darstellung der deutschen Bundeskanzlerin war eher schwach — das liegt womöglich daran, daß sie parallel dazu das ukrainische Bürgerkriegsdrama “The Berlin Candidate” drehte, wo sie allerdings auch nicht brillierte.

Dennoch hat der Film großen Unterhaltungswert und lief wochenlang in den Kinos. Da es beim europäischen Kino nicht anders ist als bei den großen Vorbildern in Hollywood, wird es auch bald ein Sequel von “Burn the Greek!” geben. Die Dreharbeiten zur Fortsetzung haben schon begonnen, der Streifen soll im Sommer auf den europäischen Leinwänden zu sehen sein. Man kann nur hoffen, daß die Drehbuchautoren frische Ideen mitbringen und nicht einfach einen Aufguß des ersten Teils abliefern. (Printausgabe 5/2015)

Die Audiofassung ist direkt abrufbar unter:
https://cba.fro.at/wp-content/uploads/akininterviews/20145filmkritikgreek_preview.mp3

Was es mit dem “Schandfleck” für Juncker und der seltsamen Art des Zitierens von Roman Rafreider auf sich hat, lest ihr in der Druckausgabe.

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