Orobpa
Es war heiß diesen Sommer und viel war nicht zu berichten. Und vom Ungeheuer von Loch Ness hat man auch schon lange nichts mehr gehört. Aber wenigstens gibts die Islamisten. Unter anderem „Österreich“ und die „Krone“ konnten punkten mit Plänen, unser schönes Heimatland bis zum Jahr 2020 zu islamisieren. Das zumindest könnte man einer nun aufgetauchten Landkarte entnehmen, wo die Pläne des IS zu erkennen wären. Krone: „BBC- Reporter und Buchautor Andrew Hosken entdeckte die brisante IS-Karte im Internet. Demnach wollen die Dschihadisten nach der Eroberung weiter Teile Syriens und des Irak weitere Regionen der arabischen Welt und auch Afrikas unter ihre Herrschaft bringen. Damit nicht genug, plane die Terrormiliz in den kommenden Jahren in großen Gebieten bis an die Grenzen Chinas, darunter etwa der gesamte indische Subkontinent, und in Teilen des europäischen Kontinents ihre Flagge zu hissen. Die Karte zeigt künftige Kolonien des ‚Kalifats‘, darunter neben der Iberischen Halbinsel auch den Balkan und eben auch Österreich. Der IS will diese Feldzüge bis 2020 erfolgreich geschlagen haben.“ Und „Österreich“: „Wie die aufgetauchte Karte zeigt, hat ISIS auch bereits Namen für die neu eroberten Gebiete. So soll etwa Spanien und Portugal unter dem Namen Andalus dem Kalifat angehören. Den Plänen des IS nach soll Österreich zusammen mit dem Balkan den Namen Orobpa bekommen.“
Also erstens: Sollte so ein Plan tatsächlich beim IS existieren, heißt das genau gar nichts, weil Religionsfundis prinzipiell immer der Meinung sind, die ganze Welt müßte mit ihrem Glauben beglückt werden. Zweitens ist es schon schön, daß diese Islamisten eine Karte mit lateinischen Buchstaben gezeichnet haben, damit sie die hiesigen Reporter auch mühelos entziffern können. Drittens ist die Quelle „Internet“ schon eine unglaublich glaubwürdige und viertens ist die Karte bereits vor einem Jahr aufgetaucht und wurde von anderen Massenmedien schon zum Stopfen des Sommerlochs 2014 verwendet. Und fünftens ist „Orobpa“ nichts anderes als eine eher patscherte Transliteration aus dem Arabischen — „Europa“ heißt nämlich auch im Arabischen so, wenn auch ein bisserl anders ausgesprochen.
http://www.oe24.at/welt/ISIS-will-bis-2020-Oesterreich-erobern/199789686
http://www.krone.at/Welt/Karte_IS_will_bis_2020_Teile_Europas_erobern-Auch_Oesterreich-Story-466560
Vater läßt Tochter ertrinken
Apropos islamische Religionsvorschriften: „Vater stoppt Rettungsschwimmer —
Tochter ertrinkt.“ Diese Geschichte aus Dubai haben nicht nur die üblichen Verdächtigen reproduziert, sondern dank eines AFP-Berichts, den auch die APA übernommen hatte, so ziemlich alle Massenmedien. „Eine junge Frau ist laut Medienberichten in Dubai ertrunken, weil ihr Vater die Rettungsschwimmer zurückhielt, damit diese nicht seine Tochter anfassen und so ihre Ehre ‚beschmutzen‘. Der asiatische Mann, dessen Identität nicht bekanntgegeben wurde, wurde von der Polizei festgenommen, wie das Internet-Nachrichtenportal Emirates 24/7 am Montag berichtete“ (Fassung von „Die Presse“, 10.8.2015).
Dem Zeitungsleser kam die Geschichte gleich ein bisserl komisch vor; nicht, weil sie völlig undenkbar gewesen wäre, sondern weil sie — ohne viele glaubwürdig recherchierte Hintergründe zu liefern –, so herrlich in das Bild vom arabischen Raum paßte, das derzeit so gezeichnet wird, und eben wie das Ungeheuer von Loch Ness anmutete. Aber bitte, dachte sich der Zeitungsleser, kann so passiert sein. Interessiert mich nicht weiter.
Glücklicherweise gibt es Journalisten, die Geschichten, die ein bisserl komisch aussehen, auch wirklich nachrecherchieren. Klar, natürlich nicht bei uns. Aber der britische „Guardian“ interessierte sich dafür näher. Und da stellte sich heraus, daß eine solche Recherche gar nicht mal so aufwendig gewesen wäre. Es hätte schon gerreicht, die in der Agenturmeldung angegebene Quelle im Internet zu suchen. Auf dem zitierten Nachrichtenportal „Emirates 24/7“ stellte sich nämlich die Nachricht als ein offensichtlich von einer anderen Quelle etwas schlampig zitiertes Interview mit einem hohen Polizeioffizier in Dubai heraus. Den hatte man gefragt, was das Schlimmste gewesen wäre, was er in seiner Dienstzeit je erlebt hätte — und das war genau diese Geschichte. Der Guardian wollte es genau wissen — die Polizei in Dubai teilte daraufhin mit, das Ganze wäre 1996 geschehen.
Bei uns — und offensichtlich auch in vielen anderen Ländern — war die Geschichte als aktuell verbraten worden.
http://www.theguardian.com/media/mediamonkeyblog/2015/aug/11/mail-online-telegraphs-dubai-drowning http://www.bildblog.de/68976/die-19-jahre-alte-hetzvorlage/
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