In einem Vergleich mit Assange hat Nawalny hinsichtlich der Medienpräsenz eindeutig die Nase vorn. Warum aber ist das so? Beide sitzen im Gefängnis: Der Eine in Moskau, der Andere in London. Damit endet die Gemeinsamkeit. Nawalny zelebriert seinen Privatkrieg mit Putin, nimmt Freiheitsberaubung in Kauf und kann sich der allgemeinen Anteilnahme des Westens sicher sein. Die Unbeliebtheit Russlands sorgt für andauernde Sympathie. Assange hingegen wurde von den USA über den halben Kontinent verfolgt; letztlich war ein Regierungswechsel (no na) in Ecuador ausschlaggebend, dass das Botschaftsasyl in London endete und er umgehend verhaftet wurde. Das vorläufig abgelehnte Auslieferungsbegehren der USA wurde gleich beeinsprucht. Die Haftdauer ist daher quasi unbefristet. Der lange Arm des Imperiums beeinflusst auch die auf wenige Zeilen beschränkte Berichterstattung oder gar Sympathiebezeugungen. Es könnten ja Sanktionen jeder Art der gekränkten USA die Folge sein. Und so fällt der seit Jahren im Gefängnis schmachtende Assange der Vergessenheit anheim. Dabei stellt er sich gar nicht gegen die USA, er will bloss seine ihm verweigerte Freiheit wieder. Am Stephansplatz steht jeden Mittwoch abends ein Häuflein Unentwegter in Wind und Kälte, verloren wie er, um Gerechtigkeit für einen mutigen Journalisten zu fordern.
Frustrierte Grüsse, Leo Graf
Wöchentliche Mahnwache #Candles4Assange Vienna
Stephansplatz 2, Umrisse der Virgilkapelle, 1010 Wien, Österreich Jeden Mittwoch von 17:00-19:00
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