Tag der Aktie

Die Expertin empfiehlt, 7 bis 15 % des Einkommens in Finanzprodukte zu investieren. Das durften wir am 7.März in der Hauptabend-ZiB hören.

Subtext: Weil auf vernünftige Pensionen kann man eh nimmer hoffen.

Gerade Frauen sollten das daher beachten. Und die Beschäftigung mit Geld sollte nicht mehr nur Männersache sein.

Das Ganze wird als Beitrag von ORF und Bundesregierung zum Frauentag gebracht. Weil Frauen genauso wie Männern gleichermaßen gerade jetzt jedes Monat so viel Geld übrigbleibt, mit dem sie eh nicht wissen, was sie tun sollen? Nennt man das Post-Post-Feminismus? Oder eher doch Verarsche?

Allerdings kommt das jetzt nicht nur recht seltsam auf den Frauentag gereimt daher, sondern scheint was dezent Kampagnenhaftes zu haben. In der Mittags-ZiB am 1.März wurden zuerst die katastrophalen Arbeitslosenzahlen präsentiert und gleich darauf kam ein Beitrag über “Finanzwissen”: “Vom ersten Taschengeld bis zur Pensionsvorsorge, das Thema Finanzen spielt in allen Lebensphasen eine Rolle”, so der Berichterstatter von einer Pressekonferenz des Finanzministerium. Das Wichtigste für die Menschen sei ihre physische Gesundheit, das Zweitwichtigste hingegen die “finanzielle Gesundheit”, wie wir im O-Ton von Bankdirektor Andreas Treichl erlauschen dürfen. Und dann wieder der Berichterstatter: “Im Finanzministerium will man jetzt sowas wie eine nationale Strategie in Sachen Finanzbildung erarbeiten. Die zahlreichen Angebote, die es ohnehin gibt, sollen künftig besser koordiniert werden.” Als Illustration dazu sieht man Kinderhände beim Münzensortieren.

Also sind wir nur deswegen alle pleite und haben Zukunftsängste, weil die zahlreichen Angebote zur Finanzbildung bisher nicht so optimal nutzbar waren?

Wenn es um Börsen-Propaganda geht, ist aber natürlich auch „Der Standard“ (Online 8.3.2021) nicht weit. Der verkauft das Thema aber nicht als Frauenfrage, sondern als Jugendproblematik: „Die Elterngeneration hatte es leichter, mit dem Sparbuch wird man heute nicht mehr reich. Wie junge Menschen dennoch ein Vermögen aufbauen können: mit Geduld – und ohne Angst vor Aktien.“

Was soll das? Ah, moment, neben dem Frauentag gibts da noch so einen Tag in diesem Monat. Am 16.März ist nämlich auch an der Wiener Börse “Tag der Aktie” — da kann man als Werbemaßnahme für Neo-Spekulanten gebührenfrei Aktien kaufen.

Man fühlt sich an den legendären Werbespruch von Joki Kirschner für die Raiffeisenbank Ende der 80er erinnert: “Geld macht glücklich, wenn man rechtzeitig d’rauf schaut, daß man’s hat, wenn man’s braucht.”

Oder wie mein Urgroßvater gerne meinte: “Spare in der Not, da hast du Zeit dazu!”

Mario Czerny

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