Habt ihr das wirklich nicht gewußt?

Überraschung: Atomenergie soll jetzt umweltfreundlich sein! (aus akin 1/2022)

„Trotz der bekannten Risken kann Atomenergie als Übergangslösung einen Beitrag gegen die Erderwärmung leisten. Denkverbote hingegen nicht.“ So die Einleitung eines aktuellen Kommentars in der „Presse“. Ja, mit „Denkverboten“ meint die „Presse“ wohl ein richtiges Verbot, zumindest in Österreich, nämlich das Atomsperrgesetz, ansonsten eben die weltweit in den letzten Jahrzehnten immer manifestere Erkenntnis, daß Atomenergie keine gute Idee sei.

Daß jetzt die Atomlobby wieder auftaucht, war ja abzusehen. Und das ist tatsächlich die Folge eines Denkverbots, nämlich des Denkverbots aller Grün-Engagierten rund um den Globus, die sich verbaten, darüber nachzudenken, was es bedeutet, wenn man alles elektrifizieren möchte. Man hat es ihnen gesagt, immer und immer wieder, daß ein vollständiger oder zumindest extrem weitgehender Ausstieg aus kalorischer Energie nur mit Atomstrom machbar sei. Aber hören wollte sie es nicht, weil das bedeutet hätte, daß sie ihre CO2-Ziele vergessen können, wenn sie Kernenergie statt Bäumen umarmen müßten.

Die hiesigen Grünen sind ja in ihrer Gründungsphase sogar gegen die Wasserkraft gewesen, Atomkraft war sowieso außerhalb jeder Diskussionsfähigkeit. Damals war der Ansatzpunkt Energiesparen. Aber das führte zu dem Image — nicht nur in Österreich –, die Grünen seien wirtschafts-, industrie- und autofeindlich. Damit kommt man halt nicht weit in einer Gesellschaft, die nach wie vor hohen Energieverbrauch für fortschrittlich hält — auch wenn das keiner so sagen würde. Und auch die Grünen und Grünaffinen, zumeist bessere Leute heutzutage, wollen endlich mal geniessen und meinen, wenn sie ihr Einfamilienhaus mit einer Solaranlage ausstatten, könnten sie sich doch einen Urlaub auf den Malediven gönnen.

Also elektrifizieren wir alles, damit die Wähler nicht auf ihre Annehmlichkeiten verzichten müssen, trotzdem aber ein gutes Gewissen haben können.

Und jetzt sagt ausgerechnet die von fast allen europäischen Grünen so heißgeliebte EU, man müsse halt, um den Klimawandel aufzuhalten, Atomenergie wieder mehr fördern. Dabei wird die von staatlicher Seite sowieso schon seit immer gefördert — Atomkraft paßt nämlich nicht wirklich zum Kapitalismus, weil Atomstrom sich betriebswirtschaftlich nicht rechnet, volkswirtschaftlich auch nicht und von globalwirtschaftlich brauchen wir gar nicht zu reden. Es ist der typische Fall von Sponsoring von Großkonzernen — auch wegen der militärischen Komponente der „friedlichen“ Nutzung der Kernenergie. Wieso hat wohl Frankreich gleichzeitig die meisten AKWs und das einzige Atomwaffenarsenal in der EU? Erinnert ihr euch nimmer an Robert Jungk?

Dazu kommt, daß Atomkraft zu enormen Abhängigkeiten führt und daß das Uran in den nächsten Jahrzehnten wohl großteils aus den Ländern des globalen Südens wird kommen müssen. Die Kriege werden zwar in diesem Jahrhundert wohl trotzdem am meisten um Wasser geführt werden, aber dann wird als Grund schon Uran kommen, wenn es nicht zum Atomausstieg kommt — eine ganz neue Interpretation des Wortes „Atomkrieg“!

Das habt ihr Greta-Jünger aber alles schon gewußt, da erzähle ich euch nichts Neues. Aber ihr wolltet es nicht wissen. Hoffentlich fällt es euch jetzt wieder ein! Und nein, einfach nur auch weiterhin die Atomenergie abzulehnen, wird nichts nützen. Das ist leider ein bisserl zu einfach.

Bernhard Redl

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s