Nachruf auf die Nachrufer auf Dietrich Mateschitz

[Printausgabe 21/2022, 2.11.2022]

De mortuis nihil nisi bene! Na gut, dann also keine schlechte Nachrede für den Vater von Red Bull, sondern ein paar Worte zu seinen heimischen Trauerrednern.

Da entdeckt ein Mann irgendwann das Marktpotential eines Produkts mit extrem hohem Zucker- und Koffeingehalt, dessen Genuss die Menschen bei langfristiger Beschädigung ihrer Gesundheit zu jenen Höchstleistungen anspornt, die unsere Leistungsgesellschaft von ihnen fordert. Er vermarktet dieses Produkt so genial, dass er damit Milliarden scheffelt, mit denen er dann Aktivitäten fördert, die ihrerseits jenes mörderische Rekord- und Konkurrenzdenken zelebrieren, das die Menschen an das Leistungsprinzip bindet. Zum Drüberstreuen verherrlicht ein nicht unwesentlicher Teil dieser von ihm finanzierten Betätigungen das Automobil, jene zentrale Technologie des motorisierten Individualverkehrs, ohne dessen Zurückdrängung ein Erreichen der Klimaneutralität völlig illusorisch ist.

Was lernen wir über den geistigen Zustand Österreichs, wenn die politischen Spitzen dieses Landes, vom grünen Bundespräsidenten bis zum schwarz-türkisen Bundeskanzler, beim Tod dieses Mannes vor seiner tollen Lebensleistung bewundernd in die Knie gehen?

Karl Czasny

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