„Aber ich möchte nicht verhehlen, daß es für eine Großstadt wie Wien auch eine große Herausforderung ist, insbesondere bei den Gasheizungen, in den Wohnungen Maßnahmen zu setzen. Das ist technisch schwierig, das ist rechtlich, juristisch schwierig und es ist auch politisch nicht leicht. Denn man muß gerade, wenn man in die Wohnungen hinein muß, auch die Bevölkerung mitnehmen. Das ist auch eine rechtliche Frage und das ist auch der Grund, warum ich nochmals den Appell auch an die Bundesregierung richte, daß es dringend notwendig ist, das Erneuernbaren-Wärme-Gesetz EWG zu beschließen.“
Sprach Michael Ludwig. Einen kurzen Videotake mit diesem Text ließ er auf seinen Socialmedia-Kanälen verbreiten. Und dann das Publikum allein mit dieser doch etwas unklaren Aussage, wie das Politiker so gerne machen, weil sie Internetforen mit den Belangsendungen der 1970er verwechseln, wo es halt noch keinen Rückkanal gab und auch keine Interviewer, die nachfragen konnten.
Im konkreten Fall waren die Reaktionen dementsprechend. Ludwigs besondere Betonung, daß es rechtlich schwierig wäre ohne neues Gesetz, ließ bei vielen die Alarmglocken läuten, ob es dann Klimaschergen gäbe, die Hausbesuche machten, um die Heizform zu kontrollieren. Nun, das wird er nicht gemeint haben, denn Rauchfangkehrer dürfen und müssen auch jetzt schon in die Wohnung und ob jemand mit Gas oder Öl heize, läßt sich ohne Wohnungsbesichtigung feststellen. Oder ist es so gemeint, wie ein User vermutete: „Demnächst steht dann also die Umweltpolizei vor der Tür, die ohne Durchsuchungsbeschluß direkt ins Haus gehen kann, zur Not mit Gewalt. Polizei, Ihr Thermostat wurde fernüberwacht, Sie hatten gestern 22,5’C im Schlafzimmer, Ihre Heizung wird verplombt.“
Das wirds aber wohl auch nicht sein. Aber was meinte Ludwig wirklich damit? Warum muß man das so formulieren, daß man sich fürchten muß? Welche Maßnahmen sind gemeint? Welche Heizformen? Andere User vermuten, er meint: Fernwärme für alle! Die wird aber blöderweise in Wien hauptsächlich mit Gas produziert und weniger in Müllverbrennungsanlagen — die im Übrigen auch nicht so klimafreundlich sind. Oder Holz, Pellets etc. — die soll man doch auch nicht verbrennen. Und Strom sparen soll man ja auch. Selbst Wärmepumpen brauchen Strom und die wird man wohl nicht in jeder Wohnung einzeln einbauen können.
So lange Politiker in Österreich nicht klar sagen können, was sie sich konkret vorstellen bei der Klimawende, werden sie wohl kaum „die Bevölkerung mitnehmen“. Das Thema ist äußerst komplex und einfache Lösungen wird es nicht geben. Und das Motto „Friß, Vogel, oder stirb!“ geht gerade in der Energiepolitik in Österreich schon seit Zwentendorf nicht mehr. Nur weder der Herr Ludwig noch die Frau Gewessler wollen das begreifen. Und ÖVP und FPÖ werden sich freuen.
Bernhard Redl