Ab Montag wieder vernünftig?

In ein paar Stunden öffnen die Wahllokale. Ich werde diesen seltsamen Wirtschaftsprofessor wählen. Nicht weil ich ihn mag oder weil ich politisch irgendwas mit ihm gemein hätte. Nicht einmal deswegen, weil er das kleinere Übel wäre. Sondern weil ich die Hoffnung habe, daß dieser vertrottelte Alarmismus unter meinen linken Genossen sich mit einer Wahl Van der Bellens wenigstens ein bisserl vermindern würde.

Seit 30 Jahren, seit dem Innsbrucker FPÖ-Parteitag von 1986, beinahe mein gesamtes politisches Leben also, höre ich die hysterischen Warnungen davor, daß mit der FPÖ ein neuer Faschismus kommen könnte. Und genauso lang höre ich, daß der zentrale Inhalt der Politik doch sein müsse, eine Kanzlerschaft zuerst Haiders und danach Straches zu verhindern — man müsse jeden Scheiß wählen, hieß und heißt es, um nur ja dieses Armageddon zu verhindern.

Der Großteil meiner linken Genossen hat völlig vergessen, daß wir doch einmal eine „neue Welt bauen“ wollten. Heute ist man nur mehr defensiv und schon soweit, daß man einen von Raiffeisen unterstützten Kandidaten bejubelt — und die Übernahme der SPÖ und des Kanzleramts durch einen Manager für super hält, der sich des Personalabbaus rühmt und dafür gesorgt hat, daß die ÖBB nurmehr auf rentablen Strecken unterwegs ist Gehts noch?

Oder es gibt Twittereien, wo man lesen darf: „Wer weiss wählt, wählt braun!“ Ich muß mich also als Nazi beschimpfen lassen, weil ich mir überlege, diesen schwarzen EU-Apologeten im grünen Gewand nicht meine Stimme zu geben. Habtses no olle?

Nein, liebe Genossen, ich schlage euch einen Deal vor: Ich wähle diesen komischen Sascha, aber ab Montag — egal, wer dann Präse ist — reden wir nicht mehr von der FPÖ, sondern darüber, wie wir dieses neoliberale Gesocks zum Teufel jagen und nicht nur Österreich sondern die ganze Welt zu einem besseren Ort machen können, wo niemand mehr auf die Idee verfallen wird, der rechtsextremen Propaganda auf den Leim zu gehen. Ist das ein Deal?

Bernhard Redl

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