Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß! Kann es sein, daß das das Konzept der e-Mobilität ist? Denn eines darf bei aller Klimafreundlichkeit natürlich nicht passieren: Eine Schädigung der Autoindustrie! Und der Autofetischisten, die sich ja sowieso immer selbst als die „Melkkuh der Nation“ verstehen. Auf keinen Fall darf es weniger Autos geben, weil dann ist es einfach unmöglich zu argumentieren, warum man jetzt etwas für das Klima tun müßte. Eine auto-orientierte Gesellschaft muß eine solche schon bleiben können, schon allein wegen der Wirtschaft.
Aber hat das auch schon mal wer durchgerechnet, so ungefähr wenigstens? Woher soll der Strom kommen fürs Autofahren? Also mal abgesehen davon, daß man den Strom in Hinkunft auch zum Heizen von Wohnungen und in der Industrie verwenden soll, wo bisher fossil Wärme erzeugt wurde.
Ich versuche mal eine Überschlagsrechnung. In Österreich waren 2021 5,13 Mio PKW angemeldet (wirklich nur Personenkraftwagen, insgesamt waren es etwa 7,2 Mio Straßenkraftfahrzeuge).
Das heißt: Bei fast 9 Millionen Einwohnern und etwa 1,7 Mio im nichtführerscheinfähigen Alter kommen auf 3 Erwachsene mehr als 2 PKW. (1)
Durchschnittlich wird jeder PKW in Österreich etwa 13.000 km pro Jahr gefahren. (2)
Grundsätzlich wird der durchschnittliche Verbrauch aller Elektrofahrzeuge auf 15 kWh pro 100 km geschätzt. Also 150 Wh pro gefahrenem Kilometer. (3)
Na, was heißt das dann? 13.000 km mal 150 Wh ergibt 1.950.000 Wh, also 1950 kWh. Pro Jahr und Auto. 5,13 Mio PKW x 1950 kWh machen dann für alle in Österreich angemeldeten PKW im Jahr einen Bedarf von 10.003,5 Mio kWh aus. Gut, die hinteren Stellen sind egal, es ist ja nur eine Überschlagsrechnung und da gibt es sicher noch so einiges, weswegen man deutlich mehr oder deutlich weniger veranschlagen muß. Aber so um die 10 Milliarden Kilowattstunden werden es schon sein.
Aber das ist ja alles kein Problem, denn der Strom kommt ja, wenn schon nicht aus der Steckdose, sondern in Österreich vor allem umweltfreundlich aus der Wasserkraft. (Vom Problem, daß das nicht alles sein kann, weil die Wasserkraft halt nicht immer die gleichen Energieleistung liefert und Strom so schlecht lagerfähig ist, könnte man dann auch noch reden. Das tun wir hier aber besser nicht.)
Also der elektrische Strom aus dem Wasser-Strom, zum Beispiel aus dem Kraftwerk Freudenau. Das hat ein „Regelarbeitsvermögen“ von 1.052.000 MWh/Jahr, sprich etwa 1 Milliarde kWh. Wir haben, je nachdem, ob man Nußdorf und Jochenstein dazurechnet oder nicht, nur etwa 10 Donaukraftwerke. Deren gesamte Jahresproduktion an Strom sind laut Verbund etwa 13.200 GWh, also 13 Milliarden kWh. (4, 5) Ein bisserl Schwund ist immer, schließlich gibt es ja Leitungs- und Transformationsverluste, aber wir können trotzdem sicher sein, daß diese Donaukraftwerke alleine alle österreichischen E-PKWs powern könnten. Die übrigen österreichischen Wasserkraftwerke sorgen dann vielleicht für den Strom für den Rest der E-Mobilität. Heizen können wir ja sowieso mit importiertem Atomstrom. Oder mit dem Strom aus dem Kohlekraftwerk Mellach.
Wahrscheinlich hab ich mich aber eh verrechnet. Bei soviel Kilo und Mega und Giga kann schnell mal ein Komma verrutschen. Vielleicht sind auch die Quellen für die Zahlen unseriös. Außerdem gibts ja bis zum Endausbau der E-Mobilität eh zehntausende neue Windräder im Land.
Also alles kein Problem, wir können bald alle wieder mit gutem Gewissen autofahren. Nur Gas geben halt nicht, weil das ist ja fossil.
Mario Czerny
(1) https://de.statista.com/themen/6091/fahrzeugbestand/
(2) https://autorevue.at/ratgeber/kilometerstand-auto-was-ist-viel (in Berufung auf bmk.gv.at, also das Klimaschutz- und Mobilitätsministerium)
(3) https://www.dkv-mobility.com/de/elektromobilitaet/ratgeber/kosten-elektroauto-pro-100km/
(4) https://www.verbund.com/de-at/ueber-verbund/kraftwerke/gewaesser/donau
(5) https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichische_Donaukraftwerke