… ja, die möchten wohl viele haben. Ein kleiner Rundblick über die mitunter recht seltsamen Anliegen, die FPÖ-Mandatare an die erstaunte Öfentlichkeit herantragen. Zu hören unter: http://cba.fro.at/260533
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Letzte Worte:
Die Sorgen der FPÖ
Und das seltsame Kommunikationsverhalten erwachsener ÖVPler zur Zeit nach dem Mittagsjournal
Daß die FPÖ, speziell die Wiener Stadtpartei (und da besonders Herr Gudenus junior), viel Unsinn verzapft, ist ja nichts Neues. Aber in den letzten Wochen ging so einiges über die Ticker, wo man sich wirklich fragen muß…
Die FPÖ will ja eigentlich Demos in der Wiener Innenstadt möglichst gar nicht zulassen. Das ist ja nichts Neues. Ähnliches fordert ja auch die ÖVP seit mindestens zwanzig Jahren. Doch Johann Gudenus und sein Verkehrssprecher Mahdalik gehen da jetzt noch weiter: Generell sollten „Einkaufsstraßen und Hauptverkehrsadern zur Bannmeile“ gemacht werden.
Sorry, FPÖ, aber „Bannmeilen“ gibt es nur um den Sitz gesetzgebender Körperschaften — auch wenn Autoverkehr und Konsumwahn sehr bestimmende Faktoren in diesem Land sind, offizielle Verfassungsinstitutionen sind das ja doch nicht. Und Burschenschafter könnten bei so einer Bannmeile dann auch nicht mehr in der Stadt demonstrieren, sondern nur mehr im Wald spazierengehen, weil überall anders gibt es in einer Großstadt halt Einkaufsstraßen und Hauptverkehrsadern.
Brunnenmünzschutz
FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein hat aber auch lustige Ideen. Sie sorgt sich, nein, nicht um die Gesundheit, sondern um das Brauchtum: Das „Werfen von Münzen in Zierbrunnen, um Glück, Wohlstand oder Gesundheit zu erhalten oder wiederzulangen“ müsse erhalten bleiben, doch werde „das Brauchtum zerstört, da immer weniger Touristen Geld in die Brunnen werfen“. Dies wäre so, weil „seit einigen Jahren“ „organisierte Banden“ in Zierbrunnen stiegen und dort Geldstücke entwendeten. In parlamentarischen Anfragen an Innen- und Justizministerium will die Nationalrätin unter anderem wissen, wie viele Anzeigen wegen Münzdiebstahls aus Brunnen seit dem Jahr 2008 erstattet wurden, wie hoch die jeweilige „Beute“ gewesen wäre und welcher Nationalität die angezeigten Personen angehören.
Einem ähnlich bedeutenden Thema widmet sich eine weitere parlamentarische Anfrage der FPÖ, die Bedenken hat wegen jener 23 Birkenbäume, die im Gedenken an die verstorbene SPÖ-Ministerin Johanna Dohnal in Wiener Parks gepflanzt worden sind. Die Anfrage richtete sich an die jetzige Frauenministerin Heinisch-Hosek, die die Pflanzaktion unterstützt hatte. Die FPÖ hat dabei natürlich gar kein Problem mit dem Andenken an Dohnal, allerdings sorgt sie sich um die entstandenen Kosten und daß die 23 Birken die Pollenbelastung in Wien verschlimmern könnten. Heinisch-Hossek antwortete darauf trocken, daß „im Verhältnis zu den rund 100.000 Alleebäumen“ in Wien 23 Birken „keine Anzahl“ seien.
Zurück zu Herrn Gudenus. Der belästigte das Publikum des APA-OTS-Tickers am 4.Mai mit folgender Meldung: „Wenn es nach dem Willen einiger ewiggestriger Linksextremer gehe, so könnte Wien künftig zweisprachige Ortstafeln bekommen. Neben dem deutschen Namen soll Wien dann künftig auch die türkische Bezeichnung tragen. Diese Idee berufe sich auf den Status der Volksgruppenzugehörigkeit, der für Zuwanderer nach drei Generationen theoretisch beantragt werden könne.“ Von wem er diese Idee gehört haben will, erzählt er uns allerdings in dieser Aussendung nicht. Und nachdem die Existenz anderer Volksgruppen — darunter die schon seit langem anerkannten Tschechen — bislang nicht zu einer Zwei- oder Mehrsprachigkeit der Wiener Ortstafeln geführt hat, muß sich Herr Gudenus wohl auch weiterhin nicht vor Kärntner Verhältnissen fürchten. Eigentlich schade…
Amerlinghaus! Skandal!
Daß das Amerlinghaus jetzt doch noch vom Wiener Rathaus eine zweite Förderung erhält, läßt natürlich Herrn Gudenus erst recht daß Geimpfte aufgehen. Daß er dabei allerdings so völlig seinen Realitätssinn verliert, muß doch nun wirklich nicht sein. Denn der FPÖ-Klubobmann im Rathaus schließt seine Wut-Aussendung über das Amerlinghaus mit den Worten: „Spätestens wenn wir nach der Wahl im nächsten Jahr die Regierung übernehmen, ist Schluss mit diesem Spuk!“ Ja, sicher, mit der ÖVP als Koalitionspartner vielleicht? Oder darfs gleich die Absolute sein?
Auch wie die FPÖ sich so gegenüber ihren Renegaten verhält, ist nicht uninteressant. Das dürfen wir einer Aussendung des früheren FPÖlers und BZÖlers und mittlerweile REKOSlers Ewald Stadler entnehmen. Dieser liess über OTS mitteilen: „Abgeordnete und Mitglieder der FPÖ haben in Reaktion auf einen Brief von Martin Thelen (REKOS) den REKOS-Chef Ewald Stadler als ‚Kerzerlschlucker‘ beschimpft.“ Irgendwie süß, wenn sich FPÖler und deren Spalter gegenseitig fertigmachen…
ÖVP-Kanonsingen
Ebenfalls verhaltensoriginell zeigte sich am Montag die ÖVP. Mit dem Ende des Mittagsjournals — in dem es sehr ausführlich um die Debatte in der Koalition bzgl. Steuerreform ging — jagten die schwarzen Mandatare und Funktionäre eine Presseaussendung nach der anderen über den APA-OTS-Ticker. Jede dieser zwischen 13 Uhr und 13:18 getätigten Aussendungen trug den Titel „Echte Reformen statt neuer Schulden und neuer Steuern“. Der Inhalt war auch immer wortident und enthielt die ja eh schon bekannten Positionen der ÖVP — nur der Verfasser war angeblich immer ein anderer. Mal war es der 2.NR-Präsi Kopf, mal die Innenministerin, mal der Außenminister, mal der Wirtschaftsbund und mal der Bauernbund. Insgesamt 13 verschiedene ÖVPler werden da mit dem spannenden Mantra zitiert: „Der Staat hat ein Ausgabenproblem, kein Einnahmenproblem.“
Fühlt sich die ÖVP nicht ernstgenommen genug oder fürchtet sie darum, nicht mehr als Einheit wahrgenommen zu werden, weswegen jetzt alle Spitzenvertreter die gleichen Aussendungen machen mußten? Quasi: „Ich glaube an die Eingkeit der Österreichischen Volkspartei und ihrer Bünde so wie an ihren Obmann Michael Spindelegger, gepriesen sei sein Name“? Oder wurde der APA-Originaltextservice Opfer eines Anonymous-Hacks, um die ÖVP zu verarschen?
Nein, hieß es auf Anfrage bei der APA, das habe wohl schon alles seine Richtigkeit: „Wir haben uns auch schon gewundert, aber das war wohl eine konzertierte Aktion.“
Normalerweise kostet übrigens so eine Aussendung 150 Euro, aber die Parteien haben beim APA-OTS einen Mengenrabatt. Und wenns im Dutzend billiger ist, wollte die ÖVP das wohl mal so richtig ausnutzen. Schließlich ist das ja die Partei, die etwas von Wirtschaft versteht.
Bernhard Redl
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Belege, daß wir die FP-Statements nicht selbst erfunden haben, finden sich unter:
Amerlinghaus: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20140529_OTS0030
Ortstafel: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20140504_OTS0019
Bannmeile: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20140521_OTS0248
Birkenpollen: http://orf.at/stories/2232007
Münzenschutz: http://derstandard.at/1399507640374
Kerzerlschlucker: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20140519_OTS0216