(aus der Druckausgabe 16/2019)
Das Kaschperltheater um die Heeresschau in der Wiener Innenstadt war schon sehr peinlich. Es wäre ja auch komisch, wenn ausgerechnet der erste aktive Militär als Heeresminister seit Onkel Lü die Propagandaveranstaltung des Bundesheeres hätte ausfallen lassen. Es ging ja nicht darum, daß diese Indoktrinationsshow dem bisherigen Adjutanten des grünen Bundespräsident zu eklig erschienen wäre. Es ging nicht einmal darum, daß, wie behauptet, dem Bundesheer das Geld dafür fehle. Es ging nur darum, zu zeigen, wie dramatisch arm das Bundesheer doch sei. Die angedrohte Absage der Propaganda war selbst nur Propaganda: Jenem Teil der Bevölkerung, der die Show am Heldenplatz immer so genießt, sollte drastisch vor Augen geführt werden, wie sehr das Militär schon darbt. Damit konnte man massiv Druck ausüben, daß es sämtlichen Parteien im Parlament wirklich ein Anliegen ist, der österreichischen Soldateska mehr Geld zu versprechen. Damit wurde sichergestellt, daß es diesbezüglich vollkommen egal ist, wie die Wahl ausgehen und wer mit wem koaliert — das Bundesheer wird im nächsten Budget noch großzügiger bedacht werden.
Und alle sind jetzt glücklich, daß trotz verordneter Sparziele für die Heeresshow sich doch noch ein paar Cent im Börsel des Finanzministers gefunden haben. Weil schließlich ist es ja wichtig, daß die Kinderlein einmal im Jahr mit echten Waffen spielen können.
Dabei stellt niemand der relevanten Politiker oder Journalisten die Frage, warum trotz stetig steigendem Budget weit über der Inflationsrate das Bundesheer so arm ist. Ja, die Antwort ist einfach: Weil man es eben für die diversen Projekte der „internationalen Zusammenarbeit“ braucht.(1) Aber darüber reden sie alle miteinander nicht gerne, weil ja das Bundesheer angeblich nur dazu da ist, die österreichische Neutralität zu beschützen. Das hat zwar nichts mit der Realität zu tun, aber trotzdem tun sie alle — Regierung, Parlament, Bundespräsident, Massenmedien — so als ob.
Da waren wir politisch aber schon mal weiter.
-br-